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Die Geburt von P - fast eine ungeplante Hausgeburt

 Heute könnt ihr den Geburtsbericht von Claire und Baby P lesen. Die kleine P. ist eines meiner ersten Kursbabys und ich freue mich sehr, dass Claire ihren Bericht mit uns teilt. Bitte lest ihn wertschätzend und respektvoll.

39+0 - 2 Wochen lang hatte ich im Gefühl, dass die Geburt wohl ganz bald losgeht. Jeden Morgen wurde ich mit starken Wehen geweckt, die alle 10 Minuten kamen.
Da sie aber anders als in den letzten Tagen den ganzen Vormittag anhielten, bat ich meine Mutter gegen 13.30 Uhr zu kommen, damit wir meine Tochter zusammen von der Kita abholen konnten. Die Wehen ließen nach und ich fühlte mich schon fast schlecht, dass meine Mutter extra kommen musste.
Gegen 15.30 Uhr kam meine Hebamme zur Vorsorge und ich fragte sie sicherheitshalber nochmal, wann ich am besten ins Krankenhaus fahren sollte. Sie antwortete: „Du wirst es spüren, wenn es soweit ist. Hab Vertrauen!“

16.45 Uhr. „Mommy, du kannst ruhig nach Hause fahren. Denke nicht, dass es heute noch losgeht.“ Mit diesen Worten verabschiedete ich meine Mutter. Denn seit über 3 Stunden hatte ich nur noch vereinzelt Wehen. Außerdem fühlte ich mich gut und war überzeugt, dass in den nächsten 1-2 Stunden, bis mein Mann nach Hause käme, sicher nichts passieren würde. Als die Tür zufiel, bereute ich die Entscheidung bereits, denn die Wehe, die ich nun spürte, war nicht ohne.

17.15 Uhr. Nach ein paar starken Wehen, die ich inzwischen konzentriert veratmen musste, aß ich mit unserer Tochter zu Abend, als meine Fruchtblase platzte.
Obwohl die Schmerzen bei den Wehen immer stärker wurden, ging ich davon aus, dass es sicher - wie bei der ersten Geburt- noch mindestens einen halben Tag dauern würde. Ich informierte meinen Mann über den Blasensprung und bat ihn, bald nach Hause zu kommen. Auch meine Mutter bat ich, gegen 19 Uhr wieder zu kommen.

18.00 Uhr Als die Wehen nun alle 2-3 Minuten kamen, wurde ich allmählich unruhiger. Auch Paw Patrol, was zur abendlichen Routine beim Zähneputzen unserer Tochter gehört, konnte mich nicht von den starken Schmerzen ablenken. Um sie nicht noch mehr zu beunruhigen, putzte ich ihr „in Ruhe“ die Zähne, zog ihr ihren Schlafanzug an und veratmete zwischendurch still die Wehen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich ganz starke Schmerzen hätte (nach dem sie mehrmals fragte „Mama, was ist los?“) und ich es nicht mehr schaffen würde, ihr vorzulesen und sie daher im Bett noch eine weitere Folge gucken dürfte. Nach einer kleinen Diskussion ging sie mit dem Tablet in ihr Zimmer und ich in die Küche, um ihre Wasserflasche zu holen. In dem Moment kam mein Mann nach Hause und zusammen mit unserer Tochter fuhren wir in die Klinik (keine 5 Minuten Fahrt).

18.40 Uhr. Mein Mann setzte mich vor der Klinik ab. Er fuhr mit unserer Tochter wieder nach Hause, um dort auf meine Mutter zu warten.  
Ich ging ohne Anmeldung direkt in den Kreißsaal und sagte der Hebamme: „Entschuldigung, dass ich nicht angerufen habe, aber meine Fruchtblase ist um viertel nach 5 geplatzt und jetzt kommen die Wehen alle 2-3 Minuten.“ Bildete ich mir ein Augenrollen ein?
Hebamme: „Haben Sie sich nicht angemeldet? Ich habe gar keinen Anruf bekommen.“
Ich: „Nein, ich habe ja nicht angerufen. Das tut mir leid.“
Hebamme: „Und sie konnten einfach hoch?“ In dem Moment verstand ich nicht, dass sie die Anmeldung unten beim Empfang meinte.

Während ich eine Wehe veratmete, stützte sie mich und führte mich zur Liege ins Zimmer.
Nach dem sie mich untersuchte, fragte sie mich, ob ich eine Begleitung hätte, was ich mit „Ja, mein Mann“ beantwortete. Sie griff nach meiner Tasche und kramte mein Handy raus: „Rufen Sie ihn an. Er soll jetzt kommen.“ Ich erklärte ihr, dass mein Mann zuhause bei meiner Tochter wäre, um auf meine Mutter zu warten und er dann käme.

Und die Hebamme meinte: „Dann kommt das Baby eben zuerst.“

Die Wehen waren so stark, dass mir gar nicht bewusst war, ohne ihn unser Baby zu bekommen. Ich versuchte noch in den inzwischen recht kurzen Wehenpausen darüber nachzudenken, welche Geburtsposition ich am besten einnehmen sollte, da mein Blick auf den Gebärhocker fiel. Ich entschied mich spontan für den Vierfüßler, wurde aber schnell gebeten, mich wieder auf den Rücken zu legen, was mich nicht gestört hat, da ich keine Verbesserung spüren konnte. Eine weitere Hebamme kam dazu, die mir dabei half, mich an einem Tuch hochzuziehen. Ich sollte nun schieben.

19.10 Uhr. Unsere 2. Tochter erblickte nach noch nicht mal einer halben Stunde im Kreißsaal die Welt und wurde mir sofort auf die Brust gelegt.
Da mein Mann noch nicht da war, durfte ich die Nabelschnur durchschneiden.

Gegen 19.30 Uhr kam er an und musste noch den Corona-Test machen, während die Ärztin sich um meine Geburtsverletzung noch kümmerte. Danach durfte er auch endlich unsere Tochter kennenlernen. Sie sah uns mit bereits so wachen Augen an. Unglaublich, wie schnell es ging.

Um 23 Uhr haben wir unsere Sachen zusammengepackt und sind nach Hause gefahren.

Geburtsbericht

 


Claire hat im April 2021 meinen Belly Basics Kurs absolviert. Baby P ist ihre 2. Tochter. Von ganzem Herzen möchte ich der Familie an dieser Stelle nochmal zur Geburt ihres Babys gratulieren.


Und außerdem möchte ich mich bei Claire für Ihr liebevolles Feedback nach dem Kurs bedanken. Das könnt ihr hier lesen:



Liebe Julia,

ich bin richtig froh und dankbar, deinen Online-Kurs „Belly Basics®“ gebucht zu haben.
Die Materialien, die du uns zum Kursstart geschickt hast, sind nicht nur liebevoll ausgewählt und gestaltet, sondern auch mit viel Wissen durchdacht.

Meine 2. Geburt steht an und trotzdem war dein Kurs für mich als baldige Zweitmama sehr lehrreich.
Einerseits konnte ich meine Erfahrungen während der ersten Geburt nochmal Revue passieren lassen und reflektieren, was mir sehr hilft, mich sorgenfreier und vor allem gestärkt auf die Geburt vorzubereiten.
Andererseits konnte ich nicht nur mein Wissen auffrischen, sondern auch Einiges dazu (kennen-) lernen.

Auch wenn wir evtl. in manchen Dingen unterschiedlicher Meinungen sind, hast du meine akzeptiert, ohne dabei „mit erhobenem Finger zu zeigen“.
Denn du gibst dein Wissen und deine eigenen Erfahrungen auf Augenhöhe weiter, sodass ich mich einfach nur wohlfühlen und mein eigenes Fazit daraus ziehen konnte.

Dir merkt man sofort an, dass du mit deinem ganzen Herzen dabei bist - eben eine „caring mom“. ❤️

Danke, liebe Julia, für die liebevolle Begleitung und dass du uns weiterhin mit wertvollen Infos und Tipps versorgst. ☺️

von Julia Große Siestrup 09 Feb., 2022
Seit Mai 2021 ist ein pränataler Bluttest für die Bestimmung der kindlichen Blutgruppe bei 0-negativen Mamas Kassenleistung . Der Test gibt Auskunft, ob eine Anti-D-Prophylaxe (wurde bisher pauschal allen Rhesus-negativen Schwangeren verabreicht) überhaupt sinnvoll ist. Etwa 35 % der Schwangeren mit negativem Rhesus-faktor erwarten nämlich ein Rhesus-negatives Kind . Dann sind keine Probleme zu erwarten: Das Blut von Mutter und Kind verträgt sich. Die Gabe der Anti-Immunglobulinen erfolgt nur noch wenn eine 0-negative Mama ein Rhesus-positives Kind erwartet. Es handelt sich um eine Spritze (ca. 26. SSW), diese kann meistens verhindern, dass Abwehrstoffe gebildet werden. Besagte Anti-D-Immunglobuline werden aus menschlichem Spenderblut gewonnen. Das Übertragungsrisiko für Infektionen ist sehr gering, aber nicht vollständig ausgeschlossen. Bei dem bisherigen Vorgehen ohne Pränataltest erhielten also etwa 35 % aller Rhesus-negativen Schwangeren eine unnötige Anti-D-Prophylaxe . Ich schrei ja bei vielem "Hier", so auch bei meiner besonderen Blutgruppe. Ich bin Rhesus-0-negativ. Ich kann jedem Blut spenden aber nur meines bekommen. Im unschwangeren Leben hatte diese Blutgruppe keinerlei Auswirkungen auf mein Leben. In meiner ersten Schwangerschaft bekam ich die Anti-D-Prophylaxe, ca. in der 26. Schwangerschaftswoche. Das wurde noch bis 2021 pauschal gegeben bei 0-negativen werdenden Mamas. Denn, erwartet eine 0-negative Frau ein Rhesus-positives Kind, kann das mütterliche Blut Abwehrstoffe (Anti-D-Antikörper) gegen den Rhesusfaktor des Kindes bilden. Diese Anti-D-Antikörper schaden dem Kind der aktuellen Schwangerschaft normalerweise nicht. Wird die Frau aber erneut schwanger und erwartet wieder ein Rhesus-positives Kind, können die Antikörper dessen Entwicklung beeinträchtigen. Seit Mai 2021 ist der Pränataltest Kassenleistung und das wissen einfach viel zu wenige. Nicht mal meine Gyn-Praxis wusste so richtig Bescheid. Ich war im Oktober 2021 die Erste!!!, die den Test einforderte. Ich hab die ganze Praxis wuschig gemacht weil keiner Bescheid wusste. wie das alles abläuft. Ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit von Selbstbestimmung in der Schwangerschaft. Übrigens, hat eine 0-negative Frau eine kleine Geburt (Fehlgeburt), bekommt sie die Anti-D-Prophylaxe innerhalb von 72 nach Einsetzen der Blutung. Dies ist wichtig, denn vor allem bei einem Verlust in der Frühschwangerschaft kann das kindliche Blut ja nicht (oder nur selten) bestimmt werden. So können Folgeschwangerschaften geschützt werden. Ich habe also schon drei mal die Prophylaxe bekommen und freue mich, dass mit dem Pränataltest nun herausgekommen ist, dass ich ein 0-negatives Kind erwarte: Keine Spritze. Meine große Tochter ist auch 0-negativ. Bei ihr hab ich die Prophylaxe damals umsonst bekommen. Quelle: https://www.g-ba.de/downloads/83-691-675/2020-08-20_G-BA_Versicherteninformation_Rhesusfaktor_bf.pdf
10 Tipps fürs Flasche geben
von Julia Große Siestrup 15 Dez., 2021
Pre-Nahrung hat heutzutage einen wahnsinnig guten und hohen Standard. Dein Baby wird damit groß, keine Frage. Dennoch ist Muttermilch das Beste für dein Baby. Stillen fördert die Mutter-Kind-Bindung, hat gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind und die Entscheidung nicht zu Stillen kann nur schwer rückgängig gemacht werden. Muttermilch passt sich in seiner Zusammensetzung an euren gesundheitlichen Zustand an, sie varriert in ihrer Zusammensetzung je nach Tageszeit und ist immer in der richtigen Temperatur verfügbar. Für Eltern, die auf Pre-Milch ausweichen müssen oder wollen habe ich 10 Tipps zusammengefasst, die euch das Fläschchen-Eltern-Dasein erleichtern können.
von Julia Große Siestrup 24 Aug., 2021
Der Hebammenmangel in Deutschland ist allgegenwärtig aber die wenigsten Frauen wissen darüber Bescheid, bis zu dem Moment, in dem sie anfangen eine Hebamme zu suchen. Der perfekte Zeitpunkt eine Hebamme zu finden ist also, wenn du einen positiven Test in der Hand hältst. Dein Partner oder deine Partnerin sollte natürlich zuerst von eurem größten Wunder erfahren aber dann zügig die Frau, die dich als Hebamme begleiten darf. Das ganze ich leichter gesagt, als getan. Denn, wenn du eine Hebamme suchst, musst du eigentlich bereits entschieden haben, wo du dein Kind zu Welt bringen möchtest. Davon hängt die Suche dann ab. Wo kannst du dein Kind zur Welt bringen? Du kannst: Zuhause gebären (Mit einer Hebamme, die Hausgeburten durchführt) Im Geburtshaus gebären (Mit einer Hebamme aus dem Geburtshaus) In der Klinik gebären (Mit einer diensthabenden Hebamme) In der Klinik gebären (Mit einer Beleghebamme) Du hast freie Entscheidung bei der Wahl des Geburtsortes. Die S3 Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin schreibt dazu: „Wenn mit einer Frau der Geburtsort besprochen wird, sollen persönliche Sichtweisen und Urteile bzgl. ihrer Wahl vermieden werden zugunsten objektiver Beratung.“ Siehe Seite 26: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-083k_S3_Vaginale-Geburt-am-Termin_2021-01_1.pdf Deine Gynäkologin, dein Gynäkologe darf dir da also nicht reinreden. Es sei denn, ein entsprechendes Risiko schließt Hausgeburt und Geburtshaus aus. Dann wirst du aber auch keine Hausgeburtshebamme oder Geburtshaus finden, die dich annehmen. Risiken, die diese Geburtsorte ausschließen können z.B.: Beckenendlage, Mehrlingsschwangerschaften, diagnostizierte Gerinnungsstörungen mit Heparin-Zufuhr und Auffälligkeiten beim Baby sein. Die Wahl des Geburtsortes beeinflusst also die Hebammensuche. Für eine Hausgeburtshebamme musst du noch schneller sein, als wenn du nur eine Hebamme für die Nachsorge suchst. Ausgewählte Hausgeburtshebammen im Ruhrgebiet: https://www.hebammenladen-belladonna.de https://familienbande-bochum.de/ https://hebammen-saarn.de/ Entscheidet ihr euch für eine Hausgeburt, übernimmt die Hebamme in der Regel auch die Vorsorge, bis auf die drei, laut Mutterschaftsrichtlinien vorgeschriebenen, Ultraschalluntersuchungen. Diese finden je im 1., im 2. und im 3. Trimester statt. Darüber hinaus übernimmt die Hebamme die monatlichen Vorsorgeuntersuchungen und zwar im gleichen Ausmaß, wie es deine Ärztin, dein Arzt tun würde. Die Kosten für eine Hausgeburt übernimmt in der Regel die Krankenkasse, nur die Rufbereitschaft zahlst du selbst. Die Kosten dafür sind unterschiedlich und variieren zwischen 500 und 1.500 €. Einen Teil erstattet dann die Krankenkasse noch mal. Eure Wahl fällt auf ein Geburtshaus ? Dann habt ihr im Ruhrgebiet nicht viel Auswahl. Es gibt in Essen ein Geburtshaus ( https://www.geburtshaus-essen.de/das-geburtshaus/ ). Darüber hinaus in Recklinghausen, Soest, Unna und Wuppertal. Richtung Rhein gibt es ein Geburtshaus in Düsseldorf. Auch für Geburtshäuser gilt, dass die Hebammen dort die Vorsorge übernehmen und ihr eine Gebühr für die Rufbereitschaft zahlen müsst. Es soll eine Geburt in einer Klinik werden und ihr hättet gern eine Hebamme, die nur für euch da ist und euch die ganze Geburt begleitet? Dann müsst ihr euch um eine Beleghebamme kümmern. Auch hier kommen wieder die Kosten der Rufbereitschaft auf euch zu. In Essen gibt es eine Beleghebamme im Krupp Krankenhaus, im Universitätsklinikum und im Elisabeth Krankenhaus. Schaut auf der Website der jeweiligen Wunschklinik nach, dort werden die Beleghebammen gesondert aufgeführt. Laut aktuellem Stand gibt es nur eine Beleghebamme pro Klinik. Hier muss man also auch schnell sein. Die Geburtshilfe in Niederberg (Hebammengeleiteter Kreißsaal) und das Evangelische Krankenhaus (zertifiziert als babyfreundliches Krankenhaus, das heißt, dass Stillen dort sehr engagiert gefördert wird) haben aktuell leider keine Beleghebamme gelistet. Wenn du „nur“ für die Nachsorge, also für das Wochenbett , eine Hebamme suchst, hast du vielleicht einen Tick mehr Zeit. Aber auch dann empfehle ich dir, schnell eine Hebamme zu finden, mit der du auf einer Welle schwimmst. Es gibt ja immer noch Frauen, die sagen, dass sie erst eine Hebamme suchen möchten, wenn die ersten 12 Wochen vorbei sind. Aus Angst, umsonst gesucht zu haben. Dabei begleiten Hebammen auch kleine Geburten (Fehlgeburten). Du hast auf in den allerersten Wochen ein Recht auf Hebammenbetreuung. Wo findet man eine Hebamme? Die Stadt Essen hat eine Liste, du findest das pdf in einer Infobox auf der rechten Seite unter: https://www.essen.de/leben/gesundheit/medizinalverwaltung.de.html Der ASB Ruhr hat eine Hebammenvermittlung auf die Beine gestellt: https://www.asb-ruhr.de/2021-hebammenzentrale-0325 Und dann noch für die überregionale Suche: https://www.ammely.de/ Ganz viel geht ja auch über Empfehlung und ansonsten gehört einfach ein Quäntchen Glück dazu. Wenn du zum Thema Hebammensuche und Geburtsort Fragen hast, dann schreib mir gerne eine E-Mail an julia@caringmom.de oder schau auf meinem Insta-Kanal vorbei @caringmom.de Übrigens, egal für welchen Geburtsort ihr euch entscheidest, im BellyBasics®-Kurs bereiten wir uns ganzheitlich auf eure Geburt vor. Auch in einer Klinik kann man selbstbestimmt gebären. Und aus einem Kaiserschnitt kann eine Bauchgeburt werden. „Es ist nicht egal, wie wir geboren werden“ Michel Odent
Mythen über's Stillen und ihre Aufklärung
von Julia Große Siestrup 26 Juli, 2021
10 Mythen über's Stillen, die ihr kennen müsst und die dazugehörige Aufklärung. Am vergangenen Mittwoch fand mal wieder mein Stillworkshop „Die Milch macht’s“ statt. Der Kurs ist geeignet für Schwangere ab der 32. SSW, die sich gezielt darauf vorbereiten möchten, eine harmonischen Stillbeziehung zu etablieren. Bestandteil des Kurses ist auch, über „Ammenmärchen“ aufzuklären. Die gängigsten Mythen, die rund ums Stillen kursieren habe ich euch nun aufgelistet. Dazu gibt es die passende Erklärung, die mit Gerüchten rund um die Milch aufräumt. Und los geht’s: 1.) Aufs Stillen muss man sich nicht vorbereiten, das ist das natürlichste der Welt und klappt von selbst Stillen ist kein Instinkt sondern eine soziale Kompetenz, sprich, wir sind darauf angewiesen, das Stillen gezeigt zu bekommen. Von unserer Mutter, älteren Schwester, Cousine oder sonst jemandem aus dem Clan. Wir leben nur leider nicht in eben diesem sondern in der durchschnittlichen deutschen Kleinfamilie. Wir saugen das Stillen nicht mehr buchstäblich mit der Muttermilch auf. #normalizebreastfeeding schlimm genug, dass es diesen Hashtag geben muss. Stillen ist das normalste der Welt. 2.) Die Brustwarzen muss man aufs Stillen vorbereiten Nein, man muss nicht reiben und rubbeln um die Brustwarzen abzuhärten. Und auch das Gerücht, dass Stillen in den ersten Wochen weh tun muss ist was es ist. Ein Gerücht. Wenn du Schmerzen beim Stillen hast, dann stimmt was nicht. Such dir eine Stillberaterin und lass dir helfen, meist liegt es an der Anlagetechnik. Und wenn die Brustwarzen schon wund sind, viele Hebammen können das inzwischen lasern. Stillen muss nicht weh tun. Die Natur wäre ja schön dumm, sowas einzubauen. 3.) Neue Milch auf alte Milch macht Bauchweh Das Gerücht stammt tatsächlich aus den Anfangszeiten der künstlichen Säuglingsnahrung. Die war damals tatsächlich schwer verdaulich und daher wurde dazu geraten, zwischen den Mahlzeiten Zeit vergehen zu lassen. Warum und wann sich von der Flaschennahrung aufs Stillen übertragen hat weiß keiner. Muttermilch besteht zu mehr als 80 % aus Wasser, sie ist super schnell verdaut! 4.) Blähendes Essen der Mutter macht dem Baby Bauchweh Weit verbreiteter Irrglaube! Und er hält sich hartnäckig. Muttermilch wird aus Blut gebildet und solange der Kohl nicht in deine Blutbahn gelangt, kommt er auch nicht aus deiner Brust. Dennoch kann es sein, dass dein Baby auf manche Lebensmittel empfindlich reagiert. Das meiste kennt es allerdings schon aus der Zeit aus dem Bauch, da können Babys nämlich schon schmecken. Und zur allgemeinen Allergieprävention ist es ratsam, in der Stillzeit viele verschiedene Lebensmittel zu sich zu nehmen. 5.) Wenn länger als 6 Monate gestillt wird, steht das der Beikost im Weg Naja, es heißt ja nicht umsonst BEIkost und nicht ANSTATTkost. Die ersten 6 Monate ausschließlich zu stillen ist eine weltweite Empfehlung der WHO. Danach kann, bei Erfüllung der Beikostreifezeichen, mit Brei oder BLW gestartet werden. Oder mit beidem? Auch das Essensthema kann man undogmatisch angehen. Der Sinn der Allergieprävention ist es, dass neu eingeführte Lebensmittel von Muttermilch (oder Pre) umspült werden. Daher stille gern weiter, so lange du und dein Baby es möchten. 6.) Länger als 12 Monate zu stillen bringt dem Kind nichts mehr, nur der Mutter Das baut auf #5 auf. Die WHO empfiehlt nämlich außerdem, bis zum 2. Lebensjahr zu stillen. Natürlich nur, wenn Mama und Baby es beide wollen. Im Kleinkindalter, vor allem, wenn das Kleinkind schon gut am Familientisch mitisst, geht es beim Stillen nicht mehr nur um reine Nahrungsaufnahme. Denn Stillen ist auch Trost, Geborgenheit, eine Einschlaf- oder Weiterschlaf-Hilfe und so viel mehr. Und wenn ein Kleinkind nicht mehr möchte, wird es ziemlich schwierig, es zum Stillen zu zwingen - jede Mama eines autonomen Kleinkindes wird dies bestätigen können: Gegen den Willen ist schwierig. 7.) 4 Stunden Abstand zwischen den Stillmahlzeiten müssen eingehalten werden Ein Irrglaube, der zu #4 passt. Niemand muss einen Abstand einhalten. Muttermilch ist nach spätestens 90 Minuten verdaut. Es ist gut möglich, dass dein Kind eine Stunde nach der letzten Stillmahlzeit wieder Hunger oder Durst hat. Vor allem im Sommer wollen Babys vermehrt stillen um so den zusätzlichen Flüßigkeitsbedarf abzudecken. Denn Wasser ist vor Einführung der Beikost strickt Tabu und sogar gefährlich. Dazu gehört auch Tee. Babys brauchen keinen (Fenchel)-Tee. Die kleinen Nieren können das Wasser noch nicht verpacken, es kann zu einer Wasservergiftung kommen. 8.) Bei einem Milchstau muss man abstillen Falsch! Bei einem Milchstau muss man eben gerade stillen! Und das Kinn des Baby sollte richtig Stau zeigen. Da kann es sein, dass man sich schon mal richtig verrenken muss. Vorm Stillen Wärmen und nachdem Stillen Kühlen kann helfen. Genau wie Quarkwickel. Und vor allem viel Ruhe. Milchstaus entstehen meist durch Stress und Druck bei der Mama. Also, entspannen, um Hilfe bitten und ab ins Bett mit dem Baby und viel Stillen. 9.) Stillkinder haben keine Bindung zu ihrem Vater/der nicht stillenden Mutter Blödsinn. Eine Bindung kann auf so viele unterschiedliche Weisen aufgebaut werden. Na klar haben stillende Mütter quasi Heimvorteil. Babywearing gilt aber international als das Stillen der Väter. Also Tragetuch oder Tragehilfe her, Baby rein, und los. So kann übrigens auch der Papa/die nicht stillende Mama das Baby wunderbar zum Einschlafen bringen. Der geballte Körperkontakt tut sein übriges und hilft z.B. auch prima bei Gebärmutterheimweh (den abendlichen Schreistunden in den ersten 3 Monaten). 10.) Wenn das Kind zur Tagespflege/Kita geht muss abgestillt werden Die meisten Kinder werden um den ersten Geburtstag herum eingewöhnt. Das ist definitiv noch nicht das natürliche Abstillalter, also Kinder würden sich in den seltensten Fällen von selbst mit 12 Monaten abstillen. Dazu kommt, dass gerade um den ersten Geburtstag herum viele Entwicklungsschübe stattfinden. Plus, eine Eingewöhnung ist eine sehr sensible Phase. Da gleichzeitig abzustillen wäre kontraproduktiv. Lasst eurem Kind die Sicherheit noch ein bisschen bestehen. Und auch Kinder, die zu Hause nur an der Brust einschlafen, werden bei einer kompetenten und zugewandten Betreuungsperson einen anderen Weg in den Schlaf finden. Schon Kleinkinder können sehr gut zwischen zu Hause und Kita unterscheiden. Bietet eurem Kind zu Hause einen Ponyhof und ihr werdet sehen, mit ein bisschen Geduld und eurem klaren Willen wird die Eingewöhnung schlussendlich ein Erfolg. Und eine weitere wichtige Info möchte ich euch heute an die Hand geben: Fachpersonal ist nicht automatisch versiert beim Thema Stillen. Damit meine ich, dass nicht jede Hebamme auch Stillberaterin ist. Es gibt sehr viele tolle engagierte Hebammen dort draußen, die Fortbildungen zum Thema Stillen absolviert haben aber man kann nicht davon ausgehen, dass die eigene Hebamme sich Tippi Toppi auskennt. Genauso verhält es sich übrigens mit Kinderärzten:innen. Die sind nicht automatisch Ernährungsberater:innen. Wenn also euer Kinderarzt/eure Kinderärztin bei der U4 vorschlägt, bald mit der Beikost zu beginnen, dann schaut nicht auf Tabellen und Charts, sondern auf euer Kind. Erfüllt es alle Beikostreifezeichen? Fühlt ihr euch wohl damit? Oder setzt euch der Beikostplan von Claus H. der dafür mit seinem Namen steht unter Druck? Schreibt mir gern per Mail, welche Still-Mythen ihr schon so gehört habt. Ich wünsche euch und euren Kindern eine liebevolle, selbstbestimmte und friedliche Stillbeziehung. Alles Liebe, eure Julia P.s. als Fachkraft für Formula ernährte Säuglinge berate ich Fläschchen-Eltern als Pendant zur Stillberaterin. Hier kannst du mehr zu meiner Arbeit lesen. Disclaimer: Bitte wende dich bei Fragen und vor allem bei Problemen an eine Stillberaterin. Die meisten Herausforderungen beim Stillen kann man mit professioneller Hilfe lösen, wenn man es möchte.
Affirmation zur Geburtsvorbereitung
von Julia Große Siestrup 07 Juli, 2021
In 5 Schritten zur erfolgreichen Affirmation, so klappt’s auch für Anfänger. Wie Affirmationen dein Mindset positiv beeinflußen können.
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