Heute könnt ihr den Geburtsbericht von Claire und Baby P lesen. Die kleine P. ist eines meiner ersten Kursbabys und ich freue mich sehr, dass Claire ihren Bericht mit uns teilt. Bitte lest ihn wertschätzend und respektvoll.
39+0 - 2 Wochen lang hatte ich im Gefühl, dass die Geburt wohl ganz bald losgeht. Jeden Morgen wurde ich mit starken Wehen geweckt, die alle 10 Minuten kamen.
Da sie aber anders als in den letzten Tagen den ganzen Vormittag anhielten, bat ich meine Mutter gegen 13.30 Uhr zu kommen, damit wir meine Tochter zusammen von der Kita abholen konnten. Die Wehen ließen nach und ich fühlte mich schon fast schlecht, dass meine Mutter extra kommen musste.
Gegen 15.30 Uhr kam meine Hebamme zur Vorsorge und ich fragte sie sicherheitshalber nochmal, wann ich am besten ins Krankenhaus fahren sollte. Sie antwortete: „Du wirst es spüren, wenn es soweit ist. Hab Vertrauen!“
16.45 Uhr. „Mommy, du kannst ruhig nach Hause fahren. Denke nicht, dass es heute noch losgeht.“ Mit diesen Worten verabschiedete ich meine Mutter. Denn seit über 3 Stunden hatte ich nur noch vereinzelt Wehen. Außerdem fühlte ich mich gut und war überzeugt, dass in den nächsten 1-2 Stunden, bis mein Mann nach Hause käme, sicher nichts passieren würde. Als die Tür zufiel, bereute ich die Entscheidung bereits, denn die Wehe, die ich nun spürte, war nicht ohne.
17.15 Uhr. Nach ein paar starken Wehen, die ich inzwischen konzentriert veratmen musste, aß ich mit unserer Tochter zu Abend, als meine Fruchtblase platzte.
Obwohl die Schmerzen bei den Wehen immer stärker wurden, ging ich davon aus, dass es sicher - wie bei der ersten Geburt- noch mindestens einen halben Tag dauern würde. Ich informierte meinen Mann über den Blasensprung und bat ihn, bald nach Hause zu kommen. Auch meine Mutter bat ich, gegen 19 Uhr wieder zu kommen.
18.00 Uhr Als die Wehen nun alle 2-3 Minuten kamen, wurde ich allmählich unruhiger. Auch Paw Patrol, was zur abendlichen Routine beim Zähneputzen unserer Tochter gehört, konnte mich nicht von den starken Schmerzen ablenken. Um sie nicht noch mehr zu beunruhigen, putzte ich ihr „in Ruhe“ die Zähne, zog ihr ihren Schlafanzug an und veratmete zwischendurch still die Wehen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich ganz starke Schmerzen hätte (nach dem sie mehrmals fragte „Mama, was ist los?“) und ich es nicht mehr schaffen würde, ihr vorzulesen und sie daher im Bett noch eine weitere Folge gucken dürfte. Nach einer kleinen Diskussion ging sie mit dem Tablet in ihr Zimmer und ich in die Küche, um ihre Wasserflasche zu holen. In dem Moment kam mein Mann nach Hause und zusammen mit unserer Tochter fuhren wir in die Klinik (keine 5 Minuten Fahrt).
18.40 Uhr. Mein Mann setzte mich vor der Klinik ab. Er fuhr mit unserer Tochter wieder nach Hause, um dort auf meine Mutter zu warten.
Ich ging ohne Anmeldung direkt in den Kreißsaal und sagte der Hebamme: „Entschuldigung, dass ich nicht angerufen habe, aber meine Fruchtblase ist um viertel nach 5 geplatzt und jetzt kommen die Wehen alle 2-3 Minuten.“ Bildete ich mir ein Augenrollen ein?
Hebamme: „Haben Sie sich nicht angemeldet? Ich habe gar keinen Anruf bekommen.“
Ich: „Nein, ich habe ja nicht angerufen. Das tut mir leid.“
Hebamme: „Und sie konnten einfach hoch?“ In dem Moment verstand ich nicht, dass sie die Anmeldung unten beim Empfang meinte.
Während ich eine Wehe veratmete, stützte sie mich und führte mich zur Liege ins Zimmer.
Nach dem sie mich untersuchte, fragte sie mich, ob ich eine Begleitung hätte, was ich mit „Ja, mein Mann“ beantwortete. Sie griff nach meiner Tasche und kramte mein Handy raus: „Rufen Sie ihn an. Er soll jetzt kommen.“ Ich erklärte ihr, dass mein Mann zuhause bei meiner Tochter wäre, um auf meine Mutter zu warten und er dann käme.
Und die Hebamme meinte: „Dann kommt das Baby eben zuerst.“
Die Wehen waren so stark, dass mir gar nicht bewusst war, ohne ihn unser Baby zu bekommen. Ich versuchte noch in den inzwischen recht kurzen Wehenpausen darüber nachzudenken, welche Geburtsposition ich am besten einnehmen sollte, da mein Blick auf den Gebärhocker fiel. Ich entschied mich spontan für den Vierfüßler, wurde aber schnell gebeten, mich wieder auf den Rücken zu legen, was mich nicht gestört hat, da ich keine Verbesserung spüren konnte. Eine weitere Hebamme kam dazu, die mir dabei half, mich an einem Tuch hochzuziehen. Ich sollte nun schieben.
19.10 Uhr. Unsere 2. Tochter erblickte nach noch nicht mal einer halben Stunde im Kreißsaal die Welt und wurde mir sofort auf die Brust gelegt.
Da mein Mann noch nicht da war, durfte ich die Nabelschnur durchschneiden.
Gegen 19.30 Uhr kam er an und musste noch den Corona-Test machen, während die Ärztin sich um meine Geburtsverletzung noch kümmerte. Danach durfte er auch endlich unsere Tochter kennenlernen. Sie sah uns mit bereits so wachen Augen an. Unglaublich, wie schnell es ging.
Um 23 Uhr haben wir unsere Sachen zusammengepackt und sind nach Hause gefahren.